Kurz & knackig: Lemberger

Da schlägt wohl der Lokalpatriotismus durch: Besser für das Suchergebnis wäre sicher der Begriff »Blaufränkisch«. Aber als gebürtige Schwäbin funktioniert das für mich absolut nicht. Mit dem Lemberger wächst man hierzulande wie mit der Muttermilch auf. Ja, es gibt auch noch Trollinger. Und wer das mischen möchte – das geht auch. Nur »Blaufränkisch« ist in unserem Sprachgebrauch schlicht nicht so verwurzelt wie Lemberger. 

Wissenswertes

Die Trauben sind spätreif und freuen sich auf eine lange Reifezeit im Holzfass. Leider sind sie auch etwas anfällig in Bezug auf späten Frost oder so unliebsame Begleiter wie den Echten und Falschen Mehltau.

Der ungarische Name Kékfrankos ist auf die Zeit zurückzuführen, in der die französischen Truppen Napoleons durch die Lande zogen und in Ungarn länger Station machten. Da der Blaufränkische dem französischen Gaumen sehr zusagte, wurde dieser ausschließlich mit blauen Münzen abkassiert (im Unterschied zu den deutlich weniger wertvollen roten Münzen). Blau wird übersetzt mit kék und die Münzen mit Francs – so entstand der dazu passende Name.

Geschmack & Ausbau

Der Lemberger ist vielseitig und aromenreich: Dunkle Beeren, Kirsche, Gewürze, kraftvoll, samtig, harmonische und sanfte Tannine. Je nach Boden ist er eher mineralisch-feurig oder saftig-beerig. Er kann sowohl leicht als auch körperreich ausgebaut werden, besitzt eine intensive Farbe und eine herausragende Lagerfähigkeit. Im Holzfass fühlt er sich wohl, je kleiner, desto vielschichtiger.

Der Blaufränkische ist zudem ein idealer Cuvée-Partner: Zweigelt, Merlot, Spätburgunder oder Cabernet Sauvignon bieten sich da an. 

Beim Essen glänzt er als Begleiter zu Pilz- und Wildgerichten, gegrilltem Fleisch oder anderen herzhaft-würzigen Speisen. Gerade zu würzigem Käse macht er daher auch eine richtig gute Figur. 

Anbau & Verbreitung

Seit dem 18. Jahrhundert wird die Sorte in größerem Stil angebaut. Württemberg ist das wichtigste deutsche Anbaugebiet, das sich durch kalkhaltige Böden und kontinentales Klima auszeichnet. Ideale Voraussetzungen für den besten Geschmack, den erfahrene Winzerinnen und Winzer aus dieser Traube mit Können und auch gewisser Geduld herauskitzeln. In Franken darf man sie seit 2000 auch wieder als Blaufränkisch bezeichnen. Ursprünglich stammt die faszinierende Rebsorte aus dem früheren Österreich und heutigen Slowenien.

Die österreichischen Böden sind schwere Ton, Lehm- und Sandböden mit gutem Wasserspeichervermögen. Ein hoher Anteil an Kalk tut sein Übriges. 

Neben Österreich (hier in erster Linie das »Sonnenland« Mittelburgenland, DAC, Infos siehe hier) spielt vor allem Ungarn flächenmäßig eine große Rolle bei der früh austreibenden Sorte. Knapp 8.000 ha im Gegensatz zu ca. 3.000 ha in Österreich oder ca. 1.800 ha in Deutschland.
Die typischen Anbaugebiete für den dort bezeichneten Kékfrankos liegen am Plattensee, Neusiedler See und dem Gebiet Sopron. 

Synonyme

Insgesamt 111 Synonyme gibt es für diese Rebsorte. Die komplette Übersicht findet sich diversen Publikationen, hier nur ein kleiner Ausschnitt: Frank(c)onia, Schwarze Fränkische, Crna Frankova, Schwarzgrobe, Modra Frankinja, Mährische, Limberger, Roter Portugieser, Limberger Blauer/Schwarzer/Noir, Schwarzfränkische, Cerny Muskatel…

Julia Graff
Julia Graff
Passionierte Genussbuch-Verlegerin, lieber Weiß oder Rosé als Rot, sucht gern die geschmackliche Herausforderung mit steiler Lernkurve – es darf auch mal komplex sein. Kocht einmal im Monat auf dem Kanal des mehrfach national und international ausgezeichneten Hädecke Verlags live bei Instagram mit passendem Getränk. Mag den richtigen Groove auf der Bühne, als Gastgeberin und beim Pairing. Neben den Klassikern aus deutschen oder österreichischen Anbaugebieten verbindet sie eine besondere Liebe mit der Loire und Südfrankreich. Und wenn mal kein Wein im Glas ist, haben Whisky, Rum oder Craft Beer auch ihren Platz.