Guide Michelin 2024 – die neuen Sterne

Die Würfel sind gefallen, oder besser: Die Sterne sind verteilt. Insgesamt leuchten in Deutschland 340 Macarons, wie die Sterne im Fachjargon auch genannt werden. Neu hinzu gekommen ist bei der Verleihung am 26. März in Hamburg ein dritter Stern, drei Restaurants können sich über einen zweiten Stern freuen und weitere 32 Köche jubeln über ihren ersten Stern. 

Mit Wein und Essen in Kombination zum Erfolg

Wir wären kein Onlinemagazin für Wein und Genuss, wenn ein neuer Stern nicht ganz besonders herausstechen würde: Christian Stahl vom Winzerhof Stahl in Auerhofen erkochte seinen ersten Stern! Der diplomierte Ingenieur für Weinbau und Önologie macht nicht nur hervorragende Silvaner, sondern zaubert als gelernter Koch auch am Herd: »Unser Fine-Dining-Konzept ist aufgegangen: Die Aromen unserer eigenen Weine leiten uns bei der Rezeptur jedes einzelnen Gerichts. Das kongeniale Zusammenspiel gipfelt in einem einmaligen  Geschmackserlebnis. Dass uns das mit Bravour gelingt, beweist der Stern, den uns der Guide Michelin heute verliehen hat«, postet Christian Stahl, der mit seiner Frau Simone in Hamburg den Stern entgegennahm.

In Stuttgart konnte sich auch das Team des Restaurants »Zur Weinsteige« über den ersten Stern freuen. Weinliebhabern ist das Haus schon lange bekannt, mit 1700 Weinen in beachtlicher Jahrgangstiefe (darunter 500 Rieslinge) ist das Haus eine feste Bank. Glückwunsch an Andreas und Jörg Scherle sowie dem ganzen Team!

Als Sommelier wurde zudem Stéphane Gass aus dem legendären 3-Sterne-Restaurant Schwarzwaldstube in Baiersbronn geehrt. Der gebürtige Elsässer – bereits seit 1991 Chefsommelier im Hause Finkbeiner – ist mit seinem fundierten Weinwissen ein Garant für die passende Begleitung der klassisch-modernen Menüs des Küchenteams um Torsten Michel.

Auch nach der Guide Michelin Ceremony – Die Zukunft ist ungewiss

Und sonst? Gwendal Poullennec, Internationaler Direktor des Guide Michelin, glänzte durch Abwesenheit, eine Videobotschaft tat es auch. »Auch in diesem Jahr zeigt die deutsche Gastronomie eine bemerkenswerte Entwicklung – wirtschaftlich schwieriger Zeiten zum Trotz. Mit kulinarischer Vielfalt und unvermindert hohem Niveau macht die Restaurantauswahl 2024 Lust aufs Essengehen«, schreibt der Michelin. Als passionierte Wein- und Genussliebhaber sind uns Besuche in besternten Restaurants nicht fremd. Spannend wird aber sein, ob und wie lange Sternerestaurants erfolgreich sein können. Dabei spielt nicht nur die wirtschaftliche Situation eine Rolle, sondern auch der Fachkräftemangel – von der Motivation einer Generation Z mal ganz abgesehen.

Mit Sicherheit ist der Guide Michelin die Referenz, wenn es um Bewertungen geht. Das gilt umso mehr für internationale Gäste, die gezielt Restaurants aussuchen und aufsuchen. Ob mit der neuen Rekordzahl an Sternen auch ein Rekord an neuen Gästen einhergehen wird, bleibt fraglich. Auch, weil deutsche Gäste als preissensibel gelten und Portionsgrößen erwarten, die zum Sattwerden nur einen Gang erfordern. Dass Essen als kultureller Bestandteil einer nationalen Identität gesehen werden kann, ist hierzulande nahezu undenkbar. Essen dient ausschließlich einem Zweck. Vielleicht aber ist der Michelin auch die Kraft, die das Ruder herumreißen wird. Mit dem Bib Gourmand bietet der Gastroführer eine Auszeichnung, die für ein ausgewogenes Preis-Leistungs-Verhältnis steht. 199 Restaurants tragen in Deutschland diese Auszeichnung. Unser Tipp: Das Gasthaus Waltz in München – auch deshalb, weil ihr dort sensationelle Weine finden werdet. 

Michael Wanhoff
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Michael Wanhoff, lebt in Frankfurt, studierte zunächst Rechts- und Betriebswirtschaft, bevor er der Familientradition seines Vaters (Chefredakteur „Uhren, Juwelen, Schmuck") und Bruders (u.a. Die Welt) in den Journalismus folgte. Nach Jahren in einer Redaktion wechselte er schließlich die Seiten und ist seitdem als Pressesprecher in Industrie, Politik und Entertainment tätig. Seine Oma, eine schlesische Köchin, war es, die ihn schon früh das Kochen lehrte. Sein Beruf und seine Leidenschaft trafen schließlich aufeinander. Anfangs selbst am Herd im Restaurant, später als PR-Manager für Spitzen- und Sterneköche: Michael Wanhoff kennt die Branche, viele Hintergründe und blickt gerne über den Tellerrand hinaus und in die Kochtöpfe hinein.