Karl Haidle: »Ritzling« Riesling 2021

Ein Glas für alle Fälle

Mit dem Ritzling dürften die meisten unserer Leser, vorausgesetzt man mag Riesling, nichts verkehrt machen. Er ist wie der gute, vielleicht auch ein wenig hippe, freshe Freund, den man problemlos auf jede Party mitschleifen kann. Dieser Riesling von Moritz Haidle ist cool, kurz und knackig, trotzdem aber keineswegs ausdrucksarm. Er kommt schon in der Nase frisch daher, direkt mit ein paar angenehmen Parfumnoten, die irgendwo zwischen Holunderblüte und leichter Rosenseife liegen. Gibt man ihm ein paar Minuten im Glas (wenn man das schafft) kommen Blumenwiese und die erwähnte Rosennote noch mehr zum Tragen.

Fresh, baby! Einfach Ritzling!

Im Glas leuchtet der VDP-Gutswein passend frisch hellgelb, lässt durch die erste trockene Note auch süße Frucht durch. Das steht ihm ziemlich gut. Direkt entdecke ich da Mandarine, vielleicht aber wohl eher Yuzu, die asiatische Frucht, die noch mehr Zitruscharakter reinbringt. Man könnte meinen, der leichte Weiße verschwindet schnell wieder, aber da legt der Ritzling noch die nächste Platte auf und bleibt, vermutlich dank des Holzfasses in dem er teilweise reift, noch eine Weile präsent im Mund. Und für die angenehme Frische sorgt sicherlich, dass die handverlesenen Trauben aus dem Remstal gekühlt spontan vergoren werden. Auf der Zunge ist er leicht adstringierend. Eine weiche Säure und sanfte Geradeaus-Mineralität sind keinesfalls too much und bleiben dem jungen Allrounder-Charakter treu. 

Sowas von unkompliziert

… und dabei gleichzeitig von sehr guter demeter-Qualität – das habe ich bisher selten erlebt. Den Ritzling, der seinen Namen einem Wortspiel zu verdanken hat (hier nachzulesen), kann man problemlos allen empfehlen, die noch unsicher sind, welcher Wein mit auf die nächste Feier kommen darf. Für gute Qualität in einem bemerkenswerten Preis-/Genussverhältnis ist in jedem Fall gesorgt. Gepaart zu Salaten, Bowls, hellem Fleisch, Fisch, leichten vegetarischen Gerichten, Spargel oder schlicht und einfach solo, macht der Biodynamiker eine wirklich gute Figur. Ein klein wenig Vorsicht ist dennoch geboten: Er geht verdammt leichtfüßig die Kehle hinab  – ein wenig Wasser zwischendurch ist bei den 12% nicht verkehrt, damit man lange am Abend seinen Spaß hat (und am kommenden Tag auch). Getrunken wird er am liebsten zwischen 9°–11°C. Cheers!

Karl Haidle: »Ritzling« Riesling 2021

Riesling 100% (bio, demeter)
weiß, trocken
12,0% Vol.
Deutschland, Württemberg
2022 bis 2025+
Edelstahltank und teilweise im großen Holzfass
ca. 11.- Euro


Hinweis: Der Wein wurde von uns selbst bezahlt bzw. privat gekauft. Der Beitrag selbst wurde nicht bezahlt oder beauftragt. Weitere Informationen zu unserem Umgang mit Pressekonditionen gibt es hier.

Julia Graff
Julia Graff
Passionierte Genussbuch-Verlegerin, lieber Weiß oder Rosé als Rot, sucht gern die geschmackliche Herausforderung mit steiler Lernkurve – es darf auch mal komplex sein. Kocht einmal im Monat auf dem Kanal des mehrfach national und international ausgezeichneten Hädecke Verlags live bei Instagram mit passendem Getränk. Mag den richtigen Groove auf der Bühne, als Gastgeberin und beim Pairing. Neben den Klassikern aus deutschen oder österreichischen Anbaugebieten verbindet sie eine besondere Liebe mit der Loire und Südfrankreich. Und wenn mal kein Wein im Glas ist, haben Whisky, Rum oder Craft Beer auch ihren Platz.