Genuss gepaart mit Können – Buchtipp zur asiatischen Fusionsküche

Wie schafft man es, eine besondere Restaurant-Atmosphäre gepaart mit höchster japanischer Fusion-Küchenkunst und genialer Mixkultur auf Papier zu bringen? Ein Blick in das »Eat Drink Qomo« beweist für mich eindrucksvoll, dass das tatsächlich geht! Das Restaurant QOMO im Düsseldorfer Rheinturm ist für sich bereits ein echter Hingucker. Auf 172 Metern Höhe sitzt man in der kulinarischen Raumkapsel, die einem dank Drehmechanismus nicht nur einen Blick über die gesamte Stadt und die Umgebung ermöglicht, sondern einen auch auf dem Teller und im Glas in andere Sphären beamt.

Sushi-Meister Masanori Ito zaubert hier in Perfektion Genusswelten auf den Teller. Japanische Tradition trifft dabei auf westlichen Lifestyle. Die Gerichte auf der Karte und auch im Buch setzen ganz auf den Sharing-Charakter. Und die Präzision des Küchenchefs findet man nicht nur vor Ort auf dem Teller, auch im Buch ist alles perfekt abgestimmt. Die Bilder nehmen mich sofort ein, die Gestaltung umrahmt mit Zen-Stimmung, immer dienlich, nie aufdringlich. Und man sieht den Bildern zudem an, dass die Repro verdammt gute Arbeit geleistet hat. Ein Detail, das ich bei vielen Kochbüchern unserer Zeit wirklich schmerzlich vermisse, das aber genau das i-Tüpfelchen der Perfektion darstellt.

Die außergewöhnlichen Drinks von Bar-Chef Claus Liebscher, der sich trotz Höhenangst diesen Arbeitsplatz ausgesucht hat, ergänzen hier eindrucksvoll. Kreationen, die eigenständig und dennoch vertraut wirken. 

Optisch genial umgesetzt hat dies Fotograf Ansgar Pudenz. Er stammt ursprünglich selbst aus Düsseldorf und prägt den Look der Koch- und Getränkebuch-Szene seit den 1990er-Jahren. Niemals verstaubt, immer zeitlos und mit einem ebenso hohen Anspruch sowie Können, vergleichbar mit einem Sushi-Meister hinter der Linse. Ihm zur Seite stand beim Text Rainer Schillings, der enorme Erfahrung in der Gastro mitbringt und schon viele Jahrzehnte journalistisch tätig ist. Gestaltet hat das Buch Till Schaffarczyk – Chapeau! Wer von diesem Team noch mehr sehen möchte, sollte übrigens einen Blick im Antiquariat auf die Bücher des Verlags 99Pages werfen.

Ein perfektes Pairing mit den Rezepten aus dem QOMO für dieses Buch. Und das ist viel mehr als eine Inspiration für Bar und Küche. Es macht schon grundsätzlich richtig Laune, einfach durchzublättern. Es immer wieder in die Hand zu nehmen und nur zu staunen. Wer sich länger damit beschäftigt, wird außerdem feststellen, dass die Rezepte sowohl Hand und Fuß haben als auch tatsächlich gut umzusetzen sind. Denn die Zutatenliste ist in der Regel übersichtlich und gut zu bewerkstelligen. Okay, man sollte vielleicht das eigene Ergebnis auf dem Teller nicht mit dem im Buch vergleichen – aber das ist weder notwendig und zugleich ja auch ein gewisser Ansporn, immer besser zu werden. 

Bei den Drinks würde ich jetzt noch eine kleine Übungseinheit einlegen, ich fühl mich mit einem großen Messer und Zutaten aus dem Asialaden einfach wohler. Obwohl, da bin ich ja auch gar nicht so weit von den Drinks entfernt.

Super sind auch die interessanten Zwischenparts über Sake, wie man richtig Reis kocht, Sushi rollt oder auch die Einleitungstexte zu den Drinks. Man kann sich wirklich festlesen bei diesem Titel.

Überraschendes Detail am Rande: Das QOMO hat nicht nur ein eigenes Buch, sondern auch einen eigenen Grauburgunder. Den werden wir bei Gelegenheit mal probieren. Am besten zu den Gyozas von Seite 40. 

Fazit: Wir haben es hier mit einem Werk zu tun, das Genussmenschen schlicht faszinieren wird. Unabhängig davon, ob man etwas nachkochen will oder nicht. Und wenn man will, funktioniert es problemlos und auf hohem Niveau. Gehört nicht nur bei Asia-Fans ins Regal.

Infos zum Buch: Eat Drink Qomo von Masanori Ito und Claus Liebscher, ISBN 978-3-87515-434-4, Matthaes Verlag, 192 Seiten, 20 × 27,5 cm, zahlreiche Farbfotos, Hardcover, 39,90 Euro, ausgezeichnet mit der Silbermedaille der GAD und dem Gourmand Cookbook Award.

Ausprobieren: Die schlicht perfekte Entenbrust findet ihr auf Seite 119. Wer wie ich nie genug von Trüffel bekommen kann: Das passende Püree gibt’s auf Seite 131. Etwas mehr Zutaten aber unbedingt testen: Shabu-Shabu-Salat auf Seite 53. Und bei den Drinks empfehle ich euch den Wafu Sprizz auf Seite 20. Da ist auf alle Fälle auch ein klein wenig Wein mit drin. 😉

Hier könnt ihr das Buch z.B. direkt bestellen.

Julia Graff
Julia Graff
Passionierte Genussbuch-Verlegerin, lieber Weiß oder Rosé als Rot, sucht gern die geschmackliche Herausforderung mit steiler Lernkurve – es darf auch mal komplex sein. Kocht einmal im Monat auf dem Kanal des mehrfach national und international ausgezeichneten Hädecke Verlags live bei Instagram mit passendem Getränk. Mag den richtigen Groove auf der Bühne, als Gastgeberin und beim Pairing. Neben den Klassikern aus deutschen oder österreichischen Anbaugebieten verbindet sie eine besondere Liebe mit der Loire und Südfrankreich. Und wenn mal kein Wein im Glas ist, haben Whisky, Rum oder Craft Beer auch ihren Platz.