Typisch Toskana – unser Buchtipp für die klassische, toskanische Küche

Das Alimentari di Loretta ist seit vielen Jahren eine Institution italienischer Küche und Lebensfreude gepaart mit Kultur und guten Gesprächen im Stuttgarter Westen. Betreiberin und Köchin Loretta Petti schafft es, alle einen Tisch zu bringen. Und das meine ich wortwörtlich. Denn die lange Tafel in ihrer Kulturgarage ist legendär. Hier sitzen alle nebeneinander, ob von der luxuriösen Halbhöhenlage oder dem bodenständigeren Süden, genießen gemeinsam gutes, toskanisches Essen und passenden Wein. Häufig begleitet von Literatur oder guter Jazzmusik. Die Küche der Toskana einfach erlebbar.

Leider hat das Konzept seit Corona einen deutlichen Riss erleben müssen. Loretta Petti musste sich wieder einmal durchkämpfen in Stuttgart und setzt im Moment vor allem auf den Mittagstisch, der sich wiederum großer Beliebtheit erfreut. Für viele ist das wie ein Kurzurlaub nach Italien. Und die Küche bietet auch genau das: Klassische, toskanische Küche à la Mamma. Bodenständig, ohne Chichi, ehrlich. Auf ihrem Blog erläutert sie auch hin und wieder die Idee bzw. Geschichte einzelner Gerichte.

Loretta, die Geschichte und Philosophie in Tübingen studierte, ist der Bezug zu Kultur und Historie immer wichtig. Ihr Credo in der Küche lautet: „Ich verwende immer Produkte, deren Wurzeln ich kenne, und koche Gerichte, zu denen ich eine Geschichte erzählen kann.“ Diese Verbundenheit wird auch im Buch durch die Vorstellung einiger Lieferanten deutlich. Ob der italienische Brotbäcker in Stuttgart, der Olivenöl-Produzent in der Toskana, der Rinderzüchter oder Ziegenkäse-Produzent. Alle bekommen ihren Platz in diesem wundervollen Stück Urlaub fürs Auge. Dass man diesen Eindruck direkt gewinnt, liegt an der grandiosen Arbeit der beiden Fotografen, Julia Hildebrandt und Ingolf Hatz, die Loretta Petti nicht nur im Restaurant sondern auch auf einer Reise in die Toskana begleitet haben. Man sieht den Bildern die flirrende Hitze förmlich an. Und die Freude der Köchin an den Produkten und in der Küche ebenso.

Was genau hat das nun eigentlich mit Wein zu tun? Zunächst einmal darf man sofort an die Herkunft denken. Denn Loretta Petti stammt aus dem kleinen, aber bedeutsamen Örtchen Montepulciano. Man erfährt hier also ganz nebenbei jede Menge über diese Gegend und die passende Küche dazu. Die ja in der Regel auch viel darüber erzählt, wie die Weine beschaffen sind. Und was wäre italienisches Essen ohne den passenden vino! Bei den Gerichten der Cucina povera ist dies sicherlich häufiger der Rotwein, dennoch finden sich im Kapitel über Wein einige weiße Vertreter und selbstverständlich auch ein Abschnitt zum Vino Santo.

Fazit: Wer ein Stück Urlaub zwischen zwei Buchdeckeln genießen möchte, in die Küche der Toskana eintauchen will, dazu ein gutes Glas Vernaccia oder Sangiovese genießt und den nächsten italienischen Abend mit Freunden planen will, dem sei dieses Buch sehr ans Herz gelegt. Aber selbst wer nicht selbst den Kochlöffel schwingen möchte, wird großen Genuss bei der Lektüre und den wunderbaren Bildern und Geschichten erleben. Das ist kein klassisches Rezeptbuch über die üblichen Verdächtigen Italiens sondern eine wunderschöne, persönliche Hommage an die Küche, Produkte und das Leben der Toskana. Wer es verschenkt, sollte sich auch selbst damit beschenken.

Infos zum Buch: veredeltes mattcellophaniertes Hardcover mit Leseband,240 Seiten, 21x 24,5 cm, 205 Fotos, 32,– Euro, ISBN ISBN 978-3-7750-0777-1

Rezepte: Torta di Pane (Brotkuchen), Resteverwertung at ist best, wundervoll italienisch süß; Formaggio e pere (Käse und Birne), perfekter Start ins Menü, die Schlichtheit ist grandios, unbedignt auf gute Qualität der Produkte achten; Fusilli con noci e miele (Nudeln mit Walnüssen und Honig), ich fand süße Nudeln schon als Kind grandios und jetzt wird das endlich auch für Erwachsene legitimiert.

Mehr Infos zum Buch findet ihr auf der Hädecke-Seite.

Julia Graff
Julia Graff
Passionierte Genussbuch-Verlegerin, lieber Weiß oder Rosé als Rot, sucht gern die geschmackliche Herausforderung mit steiler Lernkurve – es darf auch mal komplex sein. Kocht einmal im Monat auf dem Kanal des mehrfach national und international ausgezeichneten Hädecke Verlags live bei Instagram mit passendem Getränk. Mag den richtigen Groove auf der Bühne, als Gastgeberin und beim Pairing. Neben den Klassikern aus deutschen oder österreichischen Anbaugebieten verbindet sie eine besondere Liebe mit der Loire und Südfrankreich. Und wenn mal kein Wein im Glas ist, haben Whisky, Rum oder Craft Beer auch ihren Platz.